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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Wie groß ist die „gelbe Gefahr“? – China im Fokus des Automotive-Gipfels von IHK und Wirtschaftsverband wvib

Ob VW, Mercedes oder Stellantis – die Autokrise trifft derzeit alle großen Hersteller. Die Nervosität in den Chefetagen der Branche wird durch chinesische Unternehmen verstärkt. Deren Heimatmarkt schwächelt ebenfalls – mit Folgen für beide. Beim Online-Automotive-Gipfel des Wirtschaftsverbandes wvib Schwarzwald AG und der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg wurde diskutiert, worauf Automobilzulieferer in diesem Umfeld achten müssen.
Der chinesische Automobilmarkt steht vor einer harten Konsolidierung, sagt Nicole Steiger von der Beratungsgesellschaft JSC Automotive beim Automotive-Gipfel von wvib und IHK. ©Foto/Composing:GerdLache/Firefly

gel/pm | 25.10.2024

Zwei Entwicklungen sind für den Automobilsektor in China bemerkenswert: Zum einen belasten Überkapazitäten und sinkende Absatzzahlen die Branche, zum anderen werden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor weiterhin eine große Rolle spielen – auch wenn chinesische Hersteller wie BYD & Co. in Europa primär als Anbieter von Elektroautos wahrgenommen werden.

Der chinesische Automobilmarkt steht vor einer harten Konsolidierung: „Die Produktionsauslastung der Werke über alle Hersteller in China hinweg liegt im Durchschnitt derzeit bei rund 50 Prozent“, erklärt Nicole Steiger von der Beratungsgesellschaft JSC Automotive, die sich auf den chinesischen Automobilmarkt spezialisiert hat und von Shanghai und Stuttgart aus Automobilzulieferer und Hersteller berät. Wie Steiger weiter sagt, müssen 30 Prozent der Produktionskapazitäten abgebaut werden, um eine langfristige Stabilisierung zu erreichen.

China setzt weiterhin auf Verbrenner

„Der Verbrenner überlebt, in veränderter Form, als relativ günstiger und einfacher Hybrid, oder als Motor, der mit unterschiedlichen synthetischen Kraftstoffen betrieben werden kann“, so die JSC-Beraterin. Ihre Prognose: „Während die Nachfrage nach batterieelektrischen Fahrzeugen zunimmt, wird das Wachstum nach Erreichen eines Marktanteils von 25 Prozent mittelfristig abflachen.“ Der Verbrenner herkömmlicher Art wird laut einer Pressemitteilung von JSC-Gründer  Jochen Siebert in den nächsten Jahren verschwinden.

Hoffnungsträger synthetische Kraftstoffe

Während synthetische Kraftstoffe in Europa eine untergeordnete Rolle spielen, setzt China große Hoffnungen auf die Öl-Alternativen. Dabei stehen zunächst Anwendungen im militärischen Bereich, in der Luftfahrt und in der Schifffahrt im Vordergrund.

Potenzial trotz Projekt-Abbrüchen

Dr. Peter Schaumann von der Marquardt Gruppe in Rietheim-Weilheim sieht für viele deutsche Automobilzulieferer Potenzial auf dem chinesischen Markt. Allerdings nicht ohne Schwierigkeiten. Chinesische Kunden seien kompliziert: „Bis zur Hälfte der Projekte werden abgebrochen, bevor sie richtig begonnen haben.“ Die Marquardt Gruppe bleibe dennoch fest in China engagiert und sehe langfristige Chancen. Das Entwicklungspotenzial sei auf dem chinesischen Markt mitunter besser als auf dem europäischen.

Fazit der Veranstaltung: Obwohl kurzfristig Preiskämpfe und Überkapazitäten das Bild prägen, biete der chinesische Markt Chancen für Zulieferer aus Deutschland. Die politisch gelenkte Wirtschaft Chinas folgt einer eigenen Logik – wer bereit ist, dieser zu folgen, kann Erfolg haben.


Die wvib Schwarzwald AG ist nach eigenen Angaben Plattform für People, Planet, Progress im familiengeprägten, industriellen Mittelstand in Baden-Württemberg. Mit mehr als 1000 Veranstaltungen pro Jahr vernetzt der wvib Unternehmer und Führungskräfte, die sich für Unternehmen, Mitarbeiter, Kunden, Umwelt und Gesellschaft engagieren. Im 1946 gegründeten wvib erwirtschaften 1.044 produzierende Unternehmen mit 312.000 Beschäftigten weltweit 75 Milliarden Euro Umsatz.

wvib-Hauptgeschäftsführer Dr. Christoph Münzer ist konstruktiv-kritisches Mitglied im Fachbeirat des Transformationsnetzwerks (TraFoNetz) Nordschwarzwald.

TrafoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.

Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.

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