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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Nachhaltige Angebote in Heimsheim: Fairtrade-Gruppe macht bewusstes Konsumverhalten sichtbar

Immer mehr Menschen achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit und faire Produktion. Die Fairtrade-Gruppe aus Heimsheim hat einen Rundgang durch die Stadt angeboten, um Möglichkeiten aufzuzeigen, wie direkt vor Ort Konsum nachhaltig und bewusst gestaltet werden kann. Das Angebot hat im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Enzkreis erleben“ stattgefunden.
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Der RegioPoint von Sven Hammer gehörte zu den Stationen des Fairtrade-Rundgangs in Heimsheim. Foto: Tilo Keller

30.09.2025

von Claudia Keller

Bereits seit elf Jahren gibt es in Heimsheim eine Fairtrade Gruppe. „Fairtrade ist die weltweit größte Organisation, die sich dem Thema Nachhaltigkeit anschließt“, so Cornelia Packmor, die mit ihren Mitstreitern Therese Joachim und Christian Ulrich die Teilnehmer des Rundgangs begrüßte. Die beiden Damen gehören zu den Gründungsmitgliedern der Heimsheimer Fairtrade-Gruppe, Ulrich ist erst kürzlich dazu gestoßen. Packmor berichtete, dass Fairtrade den Blick vor allem auf Kleinproduzenten im sogenannten globalen Süden richtet. „Insgesamt gibt es 1.600 Organisationen, die wir unterstützen“, erklärte sie. Die Betriebe wirtschaften unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten und verzichten beispielsweise auf Kinderarbeit. „Alle Produzenten werden regelmäßig von einer unabhängigen Organisation kontrolliert und müssen die strengen Regeln, die Fairtrade aufstellt, immer wieder beweisen“, führte sie weiter aus. Die Gruppierung ist regelmäßig auf dem örtlichen Krämermarkt und am Weihnachtsmarkt vertreten und verkauft Produkte aus dem Eine-Welt-Laden Weil der Stadt. Zudem werden Vorträge und ein Fairtrade Frühstück organisiert sowie die siebten Klassen im Unterricht besucht.

Cornelia Packmor (rechts) gibt Einblicke in die Arbeit der Heimsheimer Fairtrade-Gruppe.

Kritischer Verbrauch

„Nachhaltigkeit ist ein Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf als jeweils nachwachsen, sich generieren oder künftig wieder bereitgestellt werden kann“, zitierte sie einen Eintrag, der bereits im Jahr 1915 im Rechtschreib-Duden verzeichnet wurde.

Packmor machte außerdem darauf aufmerksam, dass der Erdüberlastungstag bereits am 3. Mai dieses Jahres war. Dieser symbolische Tag markiert jedes Jahr den Zeitpunkt, ab dem die natürlich nachwachsenden Ressourcen verbraucht sind, die innerhalb eines Jahres nachwachsen können. „Wenn alle Menschen dieser Welt so leben und wirtschaften würden wie wir in Deutschland, wären drei Erden notwendig“, stellte sie fest. „Wir verbrauchen mehr als regeneriert oder angebaut werden kann“. Beispiele für den nachhaltigen Umgang wurden gleich am Treffpunkt bei der Stadtbibliothek vorgestellt.

Vielfältige Möglichkeiten

Dort können nicht nur Bücher ausgeliehen werden, sondern in der LeihBar auch verschiedene Helfer für Haus und Hobby, wie Bohrmaschinen, Dampfreiniger, Heckenschere, Nähmaschine, Popcornmaschine, Teleskop und vieles mehr. Außerdem ist jeweils am letzten Samstag im Monat das Repaircafe zu Gast, deren fachkundige Mitarbeiter Reparaturen an vorbeigebrachten Gegenständen anbieten. So kann die streikende Kaffeemaschine wieder zum Laufen oder eine alte Lampe mit einem neuen Kabel oder Schalter wieder zum Leuchten gebracht werden. Möglich sind aber auch Reparaturen mit Nadel und Faden, falls das Kuscheltier mal ein Ohr verloren hat oder sonstige Flickarbeiten bei Kleidung nötig sind.

Marianne Fraass näht im Repair-Café.

Bewusster Konsum

Der Rundgang durch Heimsheim führte unter anderem zum Drogeriemarkt dm. Dort nahm sich Therese Joachim dem Thema Kleidung an. „Kleidung ist dann nachhaltig, wenn sie auf umwelt- und klimafreundliche sowie ressourcenschonende Weise und unter fairen Arbeitsbedingungen entstanden ist“, erklärte sie und machte darauf aufmerksam, dass die Branche zu den umweltschädlichsten und sozial problematischsten Sektoren zählt. „Die traditionelle Modeproduktion verbraucht sehr viel Wasser, produziert CO2 und generiert viel Textilabfälle.“ Zudem seien die Arbeitsbedingungen oft miserabel. Im Markt wies sie auf die Kinderkleidung hin.

Therese Joachim (links) und die stellvertretende dm-Marktverantwortliche Jenny Kalmbach erklären die verschiedenen Etiketten bei Textilien.

„Wir achten darauf, dass viele Produkte nachhaltig sind“, sagte Jenny Kalmbach, stellvertretende Marktverantwortliche. Die Teilnehmenden konnten auf den Etiketten verschiedene Zeichen entdecken, die für nachhaltige Produktion in der Textilherstellung stehen.

Regionale Köstlichkeiten

An der nächsten Station standen die Teilnehmenden vor großen Automaten. „Wir haben im Jahr 2023 die Idee gehabt, Regionalität zu unterstützen“, sagte Sven Hammer. Und so hat die Familie den RegioPoint Heimsheim eingerichtet. Hier bieten verschiedene Produzenten aus der Region ihre Waren an. Dazu gehören unter anderem Eis, Fleisch, Bio Eier, Mehl, Pesto und vieles mehr. Alle Produkte können über die Automaten angewählt und gekauft werden. „Wir sind froh, dass es angenommen wird und sich trägt“, freute sich Hammer. Zusätzlich stellte Christine Metzger die Solidarische Landwirtschaft (Solawi) Heckengäu vor, die über 40 Gemüsesorten anbaut. Die Genossenschaftsmitglieder kaufen sich einen Anteil an der Ernte und können sich regelmäßig an den Verteilpunkten ihr Gemüse abholen. „Es gibt das, was gerade reif ist und die Schnecken nicht gefressen haben“, erklärte Metzger.

Nachhaltigkeit im Alltag

Weiter ging es zum Bioladen Gommel, wo Packmor das Thema Plastikverpackungen ansprach. „Plastik ist überall und man weiß kaum, wie man dem Herr werden soll“, sagte sie und zeigte das Foto einer toten Möwe mit lauter Plastikteilen im Bauch. „Das Beste was wir tun können ist Plastik vermeiden.“ Passend dazu stellte Iris Gommel in ihrem Bioladen die Abfüllstation für Wasch- und Reinigungsmittel der Firma Sonett vor. Sie berichtete, dass der Hersteller auch Flaschen und Kanister zurücknimmt und daraus Neue herstellt.

Iris Gommel präsentiert in ihrem Bioladen eine Abfüllstation für Wasch- und Reinigungsmittel.

Ein weiterer Aspekt von Nachhaltigkeit wurde an der letzten Station des Rundgangs betrachtet. Auf dem Parkplatz vor dem Heimsheimer Schloss wartete Abdulah Suljic von der Firma deer auf die Gruppe. „Carsharing ist für Menschen, die nur gelegentlich Auto fahren oder auf ein Zweitauto verzichten wollen“, erklärte er zum klimafreundlichen E-Carsharing. Suljic betonte, dass sich das Unternehmen mit seinem Mobilitätsnetz speziell auf den ländlichen Raum konzentriere und ein stationsflexibles System anbietet. Dadurch können die Fahrzeuge auch an anderen deer-Stationen wieder abgegeben werden. „Sie können stolz sein, dass es in Heimsheim e-Carsharing gibt“, sagte er. „So treiben sie nachhaltige Mobilität selber vorwärts.“

Abdulah Suljic (Mitte)stellt das Carsharing der Firma deer vor.

Alle Fotos: Tilo Keller

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