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Mitarbeitende zur Weiterbildung motivieren – kein Hexenwerk, sondern Handwerk

Die Lernbereitschaft von Mitarbeitenden zu entfesseln, „das macht man nicht für die Menschen, sondern mit den Menschen“, sagt Professor Dr. Christian Stamov Roßnagel. Dies sei kein Hexenwerk, sondern Handwerk, macht er beim Netzwerktreffen „Community of Practice“ von TraFoNetz Nordschwarzwald in Remchingen deutlich.
Impulsredner beim Event-Format „Community of Practice“ des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald war Professor Dr. Christian Stamov Roßnagel. Sein Thema: „Weiterbildungsmotivation fördern.“ ©GerdLache

Von Gerd Lache | 18.09.2024

Die Bedeutung der kontinuierlichen Weiterbildung in Unternehmen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, besonders angesichts des rasanten technologischen Wandels und der sich stetig verändernden Arbeitsbedingungen. Professor Dr. Christian Stamov Roßnagel, Experte für Organisationspsychologie an der Constructor University Bremen, hat in seiner Forschung zahlreiche Erkenntnisse darüber gewonnen, wie Mitarbeitende zur Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen motiviert werden können.

Mit seinem Event-Format „Community of Practice“ (CoP), organisiert von Svea Taube und Veronika Glenk, war das Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald dieses Mal zu Gast bei der Firma Güldner in Remchingen. Mit dabei, Vertreter der beiden TraFoNetz-Partner, Dr. Stefan Baron von der AgenturQ (gemeinsame Einrichtung von Südwestmetall und IG Metall), sowie Uwe Müller von der Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim.

Unter den Teilnehmenden des CoP-Netzwerktreffens mit Professor Dr. Roßnagel waren vor allem interessierte Personalverantwortliche. ©GerdLache

Was bedeutet CoP? Eine Gruppe von Menschen, die ein gemeinsames Interesse oder ein Ziel teilen und sich regelmäßig austauschen, kommt zusammen, um voneinander zu lernen und ihr Wissen zu erweitern. In Remchingen diskutierten die Teilnehmenden mit Professor Roßnagel zum Thema „Weiterbildungsmotivation fördern“.

Selbstwirksamkeit als Schlüsselfaktor

Im Zentrum stehe die sogenannte Selbstwirksamkeit der Mitarbeitenden, so der Professor. Er betont, dass das Vertrauen in die eigenen Lernfähigkeiten entscheidend für die Bereitschaft sei, sich weiterzubilden. Mitarbeitende müssten überzeugt sein, dass sie die neuen Inhalte erfolgreich erlernen und in ihrer täglichen Arbeit anwenden könnten.

Zu erwartender Nutzen treibt Motivation

Ein weiterer wesentlicher Aspekt sei die Erwartung von Nutzen. Roßnagel stellt fest, dass Mitarbeitende dann bereit sind, sich auf Weiterbildung einzulassen, wenn sie klare Vorteile für ihre berufliche und persönliche Entwicklung erkennen würden. Diese Vorteile umfassen demnach nicht nur monetäre Anreize, sondern auch Chancen auf Beförderungen, Arbeitsplatzsicherheit oder verbesserte Arbeitsbedingungen.

Lernkultur im Unternehmen als Basis

Die Lernkultur innerhalb eines Unternehmens spielt Roßnagel zufolge ebenfalls eine entscheidende Rolle. Er betont, dass in jenen Organisationen, die kontinuierliches Lernen und Verbesserung fördern, die Motivation zur Weiterbildung höher sei. Führungskräfte hätten hier eine zentrale Aufgabe: Sie sollten Weiterbildung als strategischen Teil der Personalentwicklung verankern und aktiv unterstützen. Wie eine Teilnehmerin aus ihrer Unternehmenspraxis berichtet, konnten Mitarbeitende dann leichter für eine Weiterbildung begeistert werden, wenn Kolleginnen und Kollegen bereits erfolgreich Kurse absolviert und darüber positiv berichtet hätten.

Unter den Diskutanten des CoP-Netzwerktreffens: Dr. Stefan Baron, Geschäftsführer der AgenturQ. Die gemeinsame Einrichtung von Südwestmetall und IG Metall hat zum Ziel, Betriebsräte und Unternehmen bei ihrem Anliegen rund um die berufliche Weiterbildung zu unterstützen. ©Foto:GerdLache

Barrieren abbauen

Neben den motivierenden Faktoren beschäftigt sich Roßnagel intensiv mit den Barrieren, die Mitarbeitende von der Teilnahme an Weiterbildungen abhalten. Hindernisse könnten beispielsweise  Zeitmangel, mangelnde Unterstützung durch Vorgesetzte oder Ängste sein. Unternehmen seien deshalb gefordert, diese Barrieren zu erkennen und gezielt abzubauen, um die Teilnahmebereitschaft zu erhöhen.

Die Gestaltung von Lernumgebungen

In seinen Untersuchungen zeigt Roßnagel, dass kognitive Ressourcen und die  Gestaltung von Lernkontexten entscheidend für den Erfolg von Weiterbildungen sind. Lernumgebungen sollten so gestaltet sein, dass sie die Ressourcen der Mitarbeitenden nicht überstrapazieren und praxisnahe Inhalte bieten.

Altersbedingte Unterschiede in der Lernmotivation

Ein weiterer Aspekt sei der Unterschied in der Lernmotivation zwischen jüngeren und älteren Mitarbeitenden. Ältere Beschäftigte benötigen spezifischere Anreize, da für sie häufig die direkte Relevanz der Weiterbildung für ihre aktuelle Tätigkeit wichtiger sei als langfristige Karrierechancen.

Gastgeber Stephan Loth als Geschäftsführer der G. Walter Güldner GmbH, Remchingen, stellte das Unternehmen vor. ©GerdLache

Güldner Mehrwerkzeug

Stephan Loth, Geschäftsführer der G. Walter Güldner GmbH, Remchingen, und Gastgeber des CoP-Formats, stellte in der Vorstellung des technischen Großhändlers das Motto „Mehrwerkzeug“ in den Fokus. Soll heißen: „Wir helfen unseren Kunden, die richtigen Entscheidungen für eine höhere Effizienz zu treffen und schaffen ihnen damit einen echten Mehrwert. Mit dem Wissen der beratenden Güldner-Mitarbeitenden könnten die Kunden Einsparungen im Fertigungsprozess erzielen, und zwar nicht allein durch Einsparungen beim Werkzeug.


Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald

TrafoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.

Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.

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