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Oliver Reitz

Direktor des Eigenbetriebs Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP)

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Best Practice: Strategie-Workshop macht kleine und mittelständische Unternehmen fit für die Zukunft

Die kostenfreien individuellen Strategie-Workshops des Transformationsnetzwerks (TraFoNetz) Nordschwarzwald vor Ort in den Unternehmen werden von Professor Dr. Bernhard Kölmel von der Hochschule Pforzheim und seinem Team durchgeführt. Wie so ein Business-Treffen aussehen kann, zeigt ein aktuelles Beispiel – aus Gründen der Vertraulichkeit in anonymisierter Form.
Das Strategie-Team des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald mit (von rechts) Professor Dr. Bernhard Kölmel sowie den TraFoNetz-Projektmanagern Marcel Rath und Max Borsch gibt kostenfrei individuelle Workshops zum Thema Transformation in Unternehmen der Region Nordschwarzwald. ©Foto-Combo:GerdLache/Firefly

Von Gerd Lache | 27.10.2024

Bei einem kürzlich durchgeführten Strategie-Workshop mit den Führungskräften eines Familienunternehmens mit annähernd 100 Beschäftigten im Nordschwarzwald ging es unter anderem um die strategische Ausrichtung und Effizienzsteigerung.  Die Veranstaltung, organisiert von TraFoNetz Nordschwarzwald und geleitet von Professor Dr. Bernhard Kölmel von der Hochschule Pforzheim, veranschaulichte anhand innovativer Methoden verschiedene Wege, wie kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in einem stark konkurrierenden Umfeld erfolgreich wachsen und sich zukunftssicher positionieren können. Begleitet wurde der Workshop von Marcel Rath, mit Max Borsch einer der beiden TraFoNetz-Projektmanager im Team von Professor Kölmel.

Erläuterung der Drei-Horizonte-Methode. ©Grafik:GerdLache/Firefly

Der Workshop begann mit einer Einführung in das Drei-Horizonte-Modell. Es teilt Unternehmen in drei Entwicklungsphasen ein und hilft dabei, kurzfristige Erfolge abzusichern und zugleich langfristige Innovationen zu fördern. Die Teilnehmenden waren sich einig, dass gerade familiengeführte Unternehmen oft stärker auf Nachhaltigkeit und langfristige Ziele ausgerichtet seien als Großkonzerne, bei denen meist der kurzfristige Gewinn im Fokus stehe.

Im weiteren Verlauf ergab sich, dass das Unternehmen aktuell in den Bereichen Automobil, Medizintechnik und Pharma aktiv ist und in diesen Segmenten weiteres Wachstumspotenzial sieht. Allerdings steht es hier auch einem intensiven Wettbewerb gegenüber, in dem Überkapazitäten den Preis als entscheidenden Faktor dominieren. Der Verteidigungssektor wurde als potenzielles Wachstumsfeld betrachtet, jedoch bewertete der Vertriebsleiter nach ersten Kontaktversuchen diesen Markt durch weitgehend fest etablierte Netzwerke als schwer zugänglich.

Ein zentrales Thema war die Frage, welche Wachstumsstrategien die größten Erfolgschancen bieten. Professor Kölmel entwickelte die Antwort mit den Führungskräften entlang der „Blue Ocean“-Strategie, die darauf abzielt, neue Märkte zu erschließen und sich so vom intensiven Wettbewerb der etablierten Märkte abhebt. Als ein Beispiel dafür nannte er die Fluggesellschaft Ryanair, die in den 90er Jahren durch einen radikalen Low-Cost-Ansatz ein neues Marktsegment geschaffen habe.

Das Gegenstück sei die „Red Ocean“-Strategie. Sie fokussiere auf etablierte Märkte mit einem starken Wettbewerb, der meist über den Preis ausgetragen werde. Die Teilnehmenden wurden angeregt, ihre bisherigen Märkte auf neue Geschäftsmöglichkeiten und innovative Wertschöpfungsansätze zu prüfen.

Erläuterung des Red-Ocean-Markts und es Blue-Ocean-Markts. ©Grafik:GerdLache/Firefly

Einer der Workshop-Schwerpunkte war der Einsatz moderner Technologien zur Optimierung von Abläufen. Professor Kölmel stellte KI-Tools vor, mit denen Unternehmen den personellen Aufwand für Analysen und Informationsbeschaffung deutlich reduzieren können – und gleichzeitig Einblicke in das Wettbewerbsumfeld gewinnen.

Auch der Einsatz von ERP- und CRM-Systemen wurde beleuchtet: ERP-Systeme sorgen demnach für eine zentrale Steuerung interner Prozesse wie Produktion, Finanzen und Personalwesen, während CRM-Systeme das Kundenmanagement optimieren. Diese beiden Systeme kombinierten heutzutage viele Unternehmen, um effizientere Abläufe und ein besseres Kundenerlebnis zu erreichen.

Im Automobilsektor berichtete der Vertrieb des Familienunternehmens über zunehmend verzögerte Aufträge, insbesondere bedingt durch die aktuell schwächelnde Transformation vom Verbrenner zur E-Mobilität . Ein Beispiel aus Osteuropa wurde genannt. Dort lägen die Produktionsanlagen eines deutschen Unternehmens trotz seiner hoher Investitionen teils brach, weil die zugesagten Auftragsabrufe der OEMs ausblieben.

Stellt in seinen Workshops verschiedene Ansätze für Strategieentwicklung vor: KI- und Automotiveexperte Professor Dr. Bernhard Kölmel von der Hochschule Pforzheim. ©Foto:GerdLache

Professor Kölmel erläuterte das ehrgeizige Ziel des Elektronikgiganten Foxconn, bekannt durch die Produktion von Geräten für Apple. Laut dem Magazin Automobil-Industrie will Foxconn zwar kein OEM in der Autoindustrie sein, aber führend im Automotive-Bereich werden. Foxconn baue immer mehr komplette Elektrofahrzeuge. Auf seinem jüngsten „Tech Day“ in Taiwan habe das Unternehmen zwei neue Modelle vorgestellt.

Projektmanager Marcel Rath berichtete über seine bevorstehende Wissensreise nach Saudi-Arabien. Das Land investiere massiv in den E-Automarkt und fördere Marken wie CEER oder Lucid Motors, um eine nachhaltigere Wirtschaftsstruktur aufzubauen. Kölmel betonte die Bedeutung, über internationale Entwicklungen informiert zu bleiben, um sich strategisch am Markt zu positionieren.

Im Fazit äußerten die Teilnehmenden ihre Zufriedenheit über die neuen Einblicke und Ideen. Die Veranstaltung habe wertvolle Impulse gegeben, die das Unternehmen in die strategische Ausrichtung und Organisation einfließen lassen möchte.

Professor Kölmel betonte abschließend die Bedeutung solcher Workshops: „Gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen bieten solche Strategie-Workshops eine wichtige Orientierung in einem sich rasant verändernden Umfeld.“

WEITERE INFORMATIONEN UND ANFRAGEN:

Projektleiterin Katharina Bilaine: Katharina.Bilaine@nordschwarzwald.de

Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald

TrafoNetz unter dem Dach der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald ist ein Netzwerk für Transformation und Innovation, das Unternehmen, Wissenschaft und Gesellschaft zusammen bringt. Ziel ist es, die Region Nordschwarzwald zu einem führenden Standort für innovative Unternehmen und zukunftsfähige Technologien zu machen.

Partner des Transformationsnetzwerks Nordschwarzwald sind unter anderem die Arbeitsagentur Nagold-Pforzheim, die Hochschule Pforzheim, die AgenturQ mit Südwestmetall und IG Metall, die IHK Nordschwarzwald, die Handwerkskammern Karlsruhe und Reutlingen, e-mobil BW, IAB Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung sowie Steinbeis InnoBW, wvib Wirtschaftsverband und weitere.

www.trafonetz.de

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